Bremer Studienpreis 2020 geht an GOC-Mitglied Dennis Philipp

Der Bremer Wissenschaftspreis 2020, d.h. der Preis für die beste Promotion der Universität Bremen aus den Naturwissenschaften aus dem Jahr 2020, geht an unseren Kollegen Dr. Dennis Philipp. Wir gratulieren ganz herzlich! Dennis hat den Preis für eine allgemein-relativistischen Neuformulierung der Geodäsie bekommen, was ein Projekt in dem Sonderforschungsbereich 'Relativistische Geodäsie' (geo-Q) ist. Solch eine Neuformulierung ist nötig, da einerseits die Messgeräte so genau geworden sind, dass allgemein-relativistische Effekte mit zu berücksichtgen sind, und andererseits auch Messverfahren eingesetzt werden, die ausschliesslich auf Effekten der Allgemeinen Relativitätstheorie beruhen. Eines dieser Messverfahren ist die gravitative Rotverschiebung, die besagt, dass eine Uhr im Tal etwas langsamer tickt als eine identische Uhren auf einem Berg. Hochgenaue Uhren - man arbeitet an Uhren mit einer Stabilität von 10^{-19}, also Uhren, die in 300 Milliarden Jahren eine Sekunde falsch gehen - können also das Gravitationspotential millimetergenau und auf große Entfernung ausmessen. Dies löst viele Probleme der heutigen Geodäsie wie z.B. inkonsistente Höhenreferenzen von über einem Meter innerhalb Europas.
In seiner Dissertation mit dem etwas bescheidenen Titel Aspects of 'Relativistic Geodesy' hat Dennis die Grundlage für die in Strenge allgemein relativistische Neuformulierung der Geodäsie gelegt. Er hat u.a. gezeigt, dass man mittels Uhren eindeutig ein allgemein-relativistisches Höhenreferenzsystem einführen kann, dass man damit auch das relativistische Geoid bestimmen kann, und diese Begriffe auch in Übereinstimmung mit den bisherigen Messverfahren mittels konventioneller Gravi- und Gradiometern sind, was infofern von großer Bedeutung ist, da man neue mit alle bisherigen Messungen miteinander kombinieren kann. Seine Arbeiten sind in hochrenommierten Journalen erschienen.
In Zukunft werden solche Höhenreferenzen mittels Satelliten auch auf andere Kontinente übertragen. Das ist ein zweiter Schritt, bei dem begriffliche, theoretische und technische Herausforderungen zu meistern sind und auf dem Dennis im Rahmen des Folge-Sonderforschungsereichs TerraQ arbeitet.